Heute: Pfarrgemeinderatwahl in Margetshöchheim

Die politische Gemeinde und ihre Vertreter würdigen das ehrenamtlichen Engagement in Margetshöchheim außerordentlich und werben um Menschen, die sich in unserer Gemeinde engagieren. Denn von eben diesem Engagement leben unsere Vereine und Gruppierungen, explizit auch die Kirchen in unserer Gemeinde.

Am heutigen Sonntag finden in der katholischen Pfarrgemeinde Wahlen zum örtlichen Pfarrgemeinderat statt. Rund 1400 Katholiken ab 14 Jahren sind aufgerufen, ihre Stimme für dieses Gremium abzugeben. Das Wahlbüro ist heute von 8.30 bis 9.30 und von 10.30 bis 12 Uhr in der Pfarrkirche geöffnet.

Zwar ist das Laiengremium als Form der Mitbestimmung in der Kirche gedacht, doch hat der Pfarrgemeinderat eher weniger Entscheidungsrechte, sondern eher beratende Funktion in pfarreilichen Belangen. Über Finanzfragen hat der Rat keine Entscheidungsgewalt. Das Gremium ist dafür zuständig, dass das Leben in einer Pfarrei läuft – von der Begleitung der kirchlichen Gruppen, dem Herzstück der Pfarrei, über die Unterstützung der Hauptamtlichen bei den verschiedenen Festen im Kirchenjahr bis hin zu vielen, vielen kleinen, aber äußerst verdienstvollen Aufgaben.

Es ist keine Überraschung, dass die katholische Pfarrei – wie auch andere Vereine und Gruppierungen – um solche Personen kämpfen muss, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

War es bei den letzten Pfarrgemeinderatswahlen noch so, dass man gerade acht Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl gewinnen konnte, steht leider dieses Mal kein einziger Kandidat auf dem Wahlbogen. Jeder Wähler kann also Namen von Personen auf den Wahlzettel schreiben, die er für geeignet hält. Wahre Basisdemokratie könnte man positiv meinen. Doch die Realität sieht leider recht traurig aus, weil sich im Vorfeld trotz intensiver Versuche des bisherigen Pfarrgemeinderats leider nicht wirklich Kandidaten haben finden lassen. So wird es spannend, ob und wer von den „Gewählten“ schließlich die Wahl annehmen wird.

Hier stellt sich durchaus die Frage, warum die Kandidaten so rar gesät sind.

Individuelle, persönliche Gründe mögen das eine sein. Das Problem leerer Wahllisten bei der Pfarrgemeinderatswahl ist aber längst kein Margetshöchheimer Spezifikum. Man wird im Allgemeinen nicht alles auf den Trend in unserer Gesellschaft zurückführen können, wonach sich immer weniger Menschen für ein Ehrenamt lange binden lassen wollen. Ebenso verantwortlich könnte für die Situation in der Pfarrei die Unsicherheit sein, wie es denn strukturell mit dieser weitergeht, ob es über die Pfarreigemeinschaften hinweg noch größere Seelsorgeeinheiten gibt und was dann aus dem einzelnen Kirchenmitglied wird. Darüber hinaus könnten die gefühlte fehlende Mitbestimmungsmöglichkeit der Pfarrgemeinderatsmitglieder und eine gewisse Beliebigkeit und Unstetigkeit in den hauptamtlichen Strukturen vor Ort verantwortlich sein – und die Ohnmacht, bei den anstehenden Veränderungsprozessen zwar gefragt, aber nicht berücksichtigt zu werden, wenn am Ende alles zentralistisch von einigen wenigen geweihten Spitzenvertretern bestimmt wird. Damit macht man das Amt für die Zukunft nicht gerade attraktiv, wenn es exemplarisch auf Kuchenbacken beim Pfarrfest oder Austragen von Kirchgeldbescheiden reduziert wird. Und gleichzeitig enttäuscht man vielleicht diejenigen, die sich Jahre lang gemüht haben und noch mühen, schlägt ihnen gar vor den Kopf. Dass Pfarrgemeinderäte vielleicht ein Auslaufmodell sein mögen, darüber lässt sich diskutieren, dass man aber mit gewissen von Oben gesteuerten Prozessen das Pfarreileben gleichzeitig so ausbluten lässt, ist unverständlich. Vor allem an Anerkennung und Wertschätzung gegenüber den Ehrenamtlichen scheint es dann in gewissen Teilen der Amtskirche und mancher Hauptamtlicher vor Ort manchmal zu fehlen. Vieles von den kleinen, aber eben verdienstvollen Aufgaben wird als viel zu selbstverständlich erachtet. Statt immer nur den Rückgang von Kirchenmitgliedern und deren sinkendes Engagement zu bejammern und manchmal gar zu verurteilen, sollte vielleicht die Amtskirche einmal ihrer eigenen Haltung überdenken.

Heute sind Pfarrgemeinderatswahlen in Margetshöchheim – eigentlich eine Chance, sich zur Wahl zu stellen, um in der katholischen Pfarrgemeinde aktiv mitzugestalten – eigentlich. Pfarrgemeinderatswahlen sollten nicht um ihrer selbst willen stattfinden, sondern damit alle Kirchenmitglieder in der Kirche repräsentiert sind und ihre Stimme gehört und berücksichtigt wird. Eine leere Wahlliste am heutigen Tag ist traurig, weil es Menschen braucht, die sich in der Pfarrei engagieren, aber sie ist gleichzeitig nachvollziehbar, wenn man die Umstände bedenkt.

Mir persönlich fällt es so schwer, jemanden für den Pfarrgemeinderat zu ermutigen. Ich würde mich aber freuen, wenn jemand so mutig ist, die Wahl anzunehmen.

Lukas Götz